Die Gewerkschaft Verdi befindet sich in Tarifauseinandersetzung mit dem Arbeitgeberverband VKA und dem Bundesinnenministerium über einen neuen Lohntarifvertrag für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Verdi fordert eine Lohnerhöhung von 10,5 % (mindestens aber 500 €), 200 € mehr für Azubis & Praktikanten, sowie eine Übernahme der Azubis nach Ausbildungsende.
Die Arbeitgeberseite hat bisher nur ein Angebot vorgelegt, welches den finanziellen Verlust durch die Inflation nicht mal annähernd ausgleicht. Darüber hinaus macht die Arbeitgeberseite sogar Vorschläge, wie in bestimmten Bereiche Löhne gesenkt oder Arbeitsbedingungen verschärft werden können. Die Gewerkschaften reagieren deshalb mit einem Warnstreik am 23. März!
Sowohl im bezahlten Sozial- und Erziehungsbereich als auch im unbezahlten privaten Sorgebereich sind es vor allem Frauen die sich um Kinder, Alte oder Kranke kümmern. Diese Tätigkeiten gelten noch immer als „typische weibliche“ Arbeit und sie werden im Vergleich zu „typisch männlichen“ Tätigkeiten immer noch schlechter bezahlt. Finden sie im privaten Bereich statt, gelten sie nicht mal als Arbeit!
An diesen Verhältnissen, sowohl am Arbeitsplatz als auch im Privaten, muss sich etwas ändern: Wir fordern eine finanzielle und gesellschaftliche Aufwertung von Sorgearbeit!
Wir fordern bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne und Maßnahmen gegen unsere ständige Überlastung!
Am 23. März auf die Straße: Zusammen geht mehr! 11 Uhr Kundgebung und ab 12 Uhr Demo (Platz der Alten Synagoge)
Stellungnahme zum Antwortwortschreiben von Bürgermeisterin Buchheit auf unseren Offenen Brief
wie bereits in unserem Offenen Brief formuliert, begrüßen wir generell, dass die Zuschüsse zukünftig nicht weiter eingefroren werden. Wir gehen davon aus, dass der vielfältige Protest zu dieser Entscheidung beigetragen hat. Allerdings halten wir es für erforderlich, dass die zukünftige Erhöhung der Zuschüsse die Tarifsteigerungen vollumfänglich abbilden müssen und die vorgenommenen Kürzungen für 2021/2022 rückwirkend erstattet werden.
Sie schreiben selbst, dass zwar die Tarifsteigerung von 1,8 % aus 2022 ab 2023 an die Träger:innen weitergegeben werden, jedoch die Tarifsteigerung aus 2021 weiterhin nicht berücksichtigt werden. Damit müssen Träger:innen auch zukünftig mit einem dauerhaften Defizit wirtschaften, was sehr wohl bei zukünftigen Steigerungen einen negativen Zinseszinseffekt mit sich bringt. Auch müssen die Träger:innen die ab Juli 2022 vereinbarte SuE-Zulage sowie die Höhergruppierungen in einzelnen Bereichen in 2022 aus eigenen Mitteln stemmen. Darüber hinaus soll die Anpassung der Stufenlaufzeiten, die im Oktober 2024 wirksam werden, laut Ihrem Schreiben erst im darauf folgenden Doppelhaushalt 2025/26 debattiert werden. Das heißt im Klartext, dass auch in 2024 entstehende Kosten bei den Trägern:innen hängen bleiben.
Die TVöD-SuE Runde ist ja nun schon etwas her, die neue allgemeine TvöD Runde ist schon am anlaufen. In der neuen Runde wird für uns (auch SuE) 10,5 % mindestens aber 500 € für Auszubildende 200 € gefordert.
Bei der letzten TVöD-SuE Runde wurden Zulagen vereinbart und für die zwei Regenerationstage dieses Jahr müsst ihr jetzt handeln! (.pdf)
Am 05.04.2022 stimmte der Freiburger Gemeinderat auf Vorschlag der Verwaltung einer weiteren Deckelung der Personalausgaben für freie soziale und kulturelle Träger im Haushaltsjahr 2022 zu. Damit wurde mit den Stimmen u. a. der Grünen, der SPD, der CDU und der FDP die NICHTWEITERGABE der TARIFERHÖHUNGEN an die betroffenen Träger um ein weiteres Jahr fortgesetzt. Am 26.09.2022 um 15:45 Uhr – kurz vor der Sitzung des Hauptausschusses – werden 600 Unterschriften an den Ersten Bürgermeister von Kirchbach in Vertretung des Oberbürgermeister Horn im Rathaus übergeben. Sie fordern eine Rücknahme dieses Sparbeschlusses. Er führte dazu, dass es in 2022 zu Personalkürzungen und einer Verdichtung der Arbeit in Kindertagesstätten und anderen sozialen Einrichtungen kam oder Lohnerhöhungen zum Teil nicht ausgezahlt werden konnten. Das Freiburger Bündnis Sozial- und Erziehungsdienst macht außerdem darauf aufmerksam, dass mit dem Manteltarifabschluss ab 01.07. eine weitere Deckungslücke der Personalkosten für die freien Träger entstanden ist. Hier wurden Lohnerhöhungen von 130,00 € für Erzieher*innen und 180,00 € für Sozialarbeiter*innen erkämpft. Bleibt es bei dem Sparbeschluss vom 05. 04.2022, müssen weitere Personalkürzungen vorgenommen werden bei gleichzeitig gestiegenem Bedarf in den betroffenen Einrichtungen oder die Tarifsteigerung wird nicht oder nur teilweise umgesetzt. Hinzu kommt, dass durch die gestiegenen Energiekosten sich in den Einrichtungen weitere zusätzliche Ausgaben anbahnen. „Es kann nicht sein, dass tarifliche Bezahlung bei freien Trägern immer weniger umgesetzt werden kann. Hier ist die Stadt Freiburg in der Pflicht, dem entgegen zu treten“, sagt Werner Siebler, DGB-Vorsitzender von Freiburg und Mitglied im SUE-Bündnis.
Sehr geehrte Gemeinderät*innen, Sehr geehrte Stadtverwaltung Sehr geehrte Herr Oberbürgermeister,
positiv haben wir vernommen, dass die Stadt im nächsten Haushalt 2023/2024 einen Schritt zurück zu einer tariflichen Bezahlung, auch für die freien Träger*innen ermöglichen möchte.
Wir befürchten, dass die freien Träger*innen den Abschluss der TVöD SuE zum 01.07.2022 (Rückwirkend durch die Redaktionsverhandlungen), sowie die Steigerungen des TVöD Abschlusses 2020 momentan aus der „eigenen Tasche“ schultern müssten. Bis zum neuen Haushaltsbeschluss wären sie zum Beispiel gezwungen ca. 9 Monate die Zulagen von 130/180€ entweder vorzufinanzieren oder gar aus kleine Reserven zu bedienen. Dies wäre eine Grobfahrlässigkeit, die einige Träger*innen sogar existenziell bedrohen würden.
Wir bitten um Klarstellung einiger für uns undurchsichtigen Punkte:
Ab wann genau sollen die Träger*in von der Weitergabe der tariflichen Erhöhung profitieren? Wie sollen diese Zeit der „Vorfinanzierung“ überbrücken?
Werden alle Kürzungen zurück genommen und auch für das Jahr 2020/2021/2022 rückwirkend wieder real weiter gegeben?
Werden auch die Kürzung der Verfügungszeiten wieder zurück genommen? Werden diese auch rückwirkend wieder real bezahlt?
Wird auch die ganze Tariferhöhung des TVöD Abschlusses 2020 nachvollzogen? (Einmalige steuerfreie „Corona-Sonderzahlung“, 1,4% zum 1.4.2021, 1,8 % zum 1.4.2022 sowie Erhöhung der Jahressonderzahlung). Werden diese auch rückwirkend wieder real bezahlt?
Sollte es keine Rückwirkende Erstattung seit den Kürzungen geben, werden die Erhöhungen fiktiv eingerechnet um Zinseszinseffekte mit einzubeziehen und das Aussetzten der Tarifweitergabe sich nicht endlos in die Zukunft negativ auswirkt?
Wird der Abschluss des TvöD SuE 2022 in Gänze finanziert?
Die Zulage von monatlich 130 bzw. 180 Euro zum 1.7.2022?
Wie werden die Träger*in bei dem Wahlmodell; „Zwei-plus-zwei“ Entlastungstage unterstützt?
Wird auch die im Oktober 2024 anstehende Anpassung der Stufenlaufzeiten wie sie im TvöD üblich ist vollzogen und im nächsten Doppelhaushalt mit einberechnet?
Wird die kommende TvöD Verhandlung zum 1.1.2023 für den Doppelhaushalt 2023/24 mir berücksichtigt, die einen Inflationsausgleich anstrebt bereits mit eingerechnet?
Generell begrüßen wir das es ein zurück zur Weitergabe der Tarifsteigerungen kommen soll und unser Druck Wirkung zeigt. Diese „zurück“ muss aber vollumfänglich den Tarifvertrag abbilden und auch die vollzogenen Kürzungen rückwirkend erstattet werden. Wir verwehren uns einer Logik die das Kürzungen im Sozial- und Erziehungsbereich legitim ansieht, sobald die Haushaltslage angespannt ist. Wir und die Menschen mit denen wir Arbeiten sind keine Verfügungsmasse für die Haushaltssanierung. Es bleibt dabei, wie schon in unserem Offenen Brief im Dezember 2020 gefordert: – Wir sagen nein zu einer Kürzungspolitik, die auf dem Rücken von uns Beschäftigten ausgetragen wird – Wir sagen nein zu einer Kürzungspolitik, die zum Nachteil aller Menschen ist, die auf eine gute soziale Infrastruktur angewiesen sind – Wir fordern: Ja, zur Tariftreue der Stadt Freiburg und der Träger*in – Wir fordern: Holt euch das Geld bei den reichsten zehn Prozent der Bevölkerung (sie besitzen zwei Drittel des Vermögens)
Hier gibt es den Offener Brief als .pdf zum ausdrucken und im Betrieb aufzuhängen.
Am 17. Mai 2022 ging die Dritte Verhandlungsrunde im Sozial- und Erziehungsdienst zu Ende. Noch nie waren Verhandlungen so zäh verlaufen wie in diesem Jahr. Den Arbeitgeberinnenverbänden scheint der Ernst der Lage nicht im geringsten bewusst zu sein oder sie lassen uns bewusst weiter in diesen Arbeitsbedingungen arbeiten. Es ging in dieser Tarifrunde um Aufwertung der Sozialberufe, um finanzielle Anerkennung, um die physische und psychische Überlastung und um den Personalmangel. Zum Ende gibt es eine Zulage von 130 Euro für Erzieher*innnen und 180 Euro für Sozialarbeiter*innen für jeweils 5 Jahre, dazu zwei Regenerationstage und eine Praxisanleiter*innenn Zulage von 70€. Und die überfällige Angleichung der Stufenlaufzeiten soll erst zum 1.10.2024 kommen. Das war’s! Applaus während der Pandemie und ein „Danke für eure Arbeit“ am 1. Mai oder am 8. März, doch das reicht nicht, um Überarbeitung zu beenden oder dem Personalmangel entgegen zu wirken.
Wir als Freiburger Solibündnis haben uns richtig ins Zeug gelegt, gemeinsam mit FAU, GEW, Ver.di, dem Feministischen- und Frauenstreik Freiburg, aks und Einzelpersonen aus dem Bereich der Freien-Träger*innen haben wir mobilisiert, Unterschriften gesammelt, sind vor den Gemeinderat gezogen und haben am 1. Mai richtig Stimmung gemacht. Am 8. März waren 600 Streikende auf der Straße und am 12. Mai 1500, das war ein richtig gute Zeichen und ein voller Erfolg!
Das Verhandlungsergebnis ist keine wirkliche Aufwertung. Deshalb rufen wird die Mitglieder von ver.di dazu auf, bei der Mitgliederbefragung mit Nein zu stimmen, um ein deutliches Zeichen zu setzen, dass wir mit diesem Ergebnis nicht einverstanden sind. Wir sehen, dass angesichts der aktuellen Kräfteverhältnisse die Möglichkeiten der Tarifpolitik begrenzt sind. Trotzdem kämpfen wir weiter, denn nur mit Gegenmacht von unten über Streiks, Organisieren an der Basis und politische Kämpfe wird es tatsächlich Aufwertung geben!
Im Januar 2023 beginnen die Verhandlungen im TVöD, da sind wir wieder dabei. Wir werden uns weiter gegen Arbeitsverdichtung und für eine Entlastung im Arbeitsalltag und für eine Aufwertung des Arbeitsfelds einsetzten. Aber egal, wie das Ergebnis aussehen wird, muss eines mindestens umgesetzt werden: Tarifsteigerungen müssen auch kommunal an die freien Träger*innen weiter gegeben werden.
Wir sorgen, streiken und kämpfen weiter zum Beispiel an unserem nächsten Treffen 20.06. 19:30 Uhr.
Kundgebung vor der Gemeinderatssitzung 05.04.2022 | 15:00 Uhr | Bürgerhaus Zähringen (Lameystraße 2)
05.04.2022 | Im Gemeinderat wurden die Kürzungen im Sozial- und Kulturbereich durchgewunken. 15 Stimmen waren gegen die Kürzung. 27 Stimmen von den Grünen, SPD, CDU und FDP wollen weiter das die Verfügungszeit in den Kitas gekürzt bleiben und die Tarifsteigerungen im Sozial- und Kulturbereich nicht mehr weiter gegeben werden. Auch nach der Entscheidung freuen sich die Entscheider:innen bestimmt über Kommentare
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Im Frühjahr 2021 hat der Gemeinderat dem Drängen der Stadtverwaltung nachgegeben und beschlossen künftige Tariferhöhungen nicht mehr via Zuschusserhöhung an die freien Träger im Sozial- und Erziehungsbereich weiterzugeben. Zudem wurden die Gelder für die Tariferhöhung auch nicht an die Ämter der Stadt Freiburg und ihre Eigenbetriebe weitergegeben. Außerdem wurden in den Kindertageseinrichtungen die Verfügungszeiten (Arbeit, die nicht am Kind stattfindet) gekürzt. Begründet wurden alle diese Kürzungen mit angeblich drohenden Steuereinnahmeverlusten aufgrund der Corona-Pandemie.
Schon damals war es ein Skandal, dass ausgerechnet im, zu Anfang der Pandemie noch „beklatschten“, Sozial- und Erziehungsbereich gekürzt wird. Nun aber verzeichnet die Stadt Freiburg Steuereinnahmen in Rekordhöhe! Für das Jahr 2021 sind es rund 54.000.000 € mehr als erwartet! Auch 2022 wird mit Mehrerträgen gerechnet! Und trotzdem wird vom Gemeinderat an den Kürzungen im Sozialbereich festgehalten.
Für uns Beschäftigte ist das mehr als unverständlich! Kolleg:innen haben die Folgen dieser Politik ja schon eindrücklich beschrieben: Keine Lohnerhöhungen bei den freien Trägern – bei steigenden Lebenshaltungskosten – und Arbeitsverdichtung bei mehr Aufgaben. Gewisse Bereiche der Sozialarbeit und des Erziehungswesens werden auch durch den Ukraine-Krieg und die vielen Geflüchteten stärker benötigt als je zuvor.
Anstatt wie in den letzten Jahrzehnten immer wieder bei jeder Krise den Sozial- und Kulturbereich zu kürzen, muss die soziale Infrastruktur besser finanziert und an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet werden. – Wir sagen nein zu einer Kürzungspolitik, die auf dem Rücken von uns Beschäftigten ausgetragen wird! – Wir sagen nein zu einer Kürzungspolitik, die zum Nachteil aller Menschen ist, die auf eine gute soziale Infrastruktur angewiesen sind! – Wir fordern: Ja, zur Tariftreue der Stadt Freiburg und der Träger! – Wir fordern: Holt euch das Geld bei den reichsten zehn Prozent der Bevölkerung (sie besitzen zwei Drittel des Vermögens)!
Daher kommt zur Kundgebung!
Auch unsere Email/Leser:innen-Brief-Aktion hat weiterhin Gültigkeit. Nutzt auch sonst alle weitere Kanäle, die ihr habt.
Seien Sie solidarisch mit den Beschäftigten, ob in Gedanken, im Gespräch oder tatkräftig, z.B. am 25. Februar, dem ersten Verhandlungstag. Da wollen wir kreativ auf den Beginn der Tarifrunde aufmerksam machen und für mehr Geld, Personal und bessere Arbeitsbedingungen im Sozial- und Erziehungsbereich protestieren. Kommen Sie gerne mit Kindern. Es wird Infostände, Musik und Spielspaß geben. Wann: 25. Februar ab 15 Uhr Wo: Platz der Alten Synagoge, Freiburg
Ihr Kind besucht Kindergarten oder KiTa?
Dann sind Sie Nutzer:in des Sozial- und Erziehungsdienstes.
Und wir sind:
Nutzer:innen, wie Sie, Studierende und Angestellte aus dem sozialen Bereich und damit direkt oder indirekt von schlechten Arbeitsbedingungen betroffen. Wir sind das Soli-Bündnis Sozial- und Erziehungsdienst Freiburg und wir fordern mehr Bezahlung und mehr Anerkennung für das Personal im sozialpädagogischen Bereich und Sorgearbeit allgemein.
Und das sind unsere Forderungen:
Aktuell werden Löhne und Arbeitsbedingungen in kommunalen Einrichtungen im Rahmen der Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst neu verhandelt. Zusammen können wir zeigen, dass viele Menschen jetzt Veränderung wollen. Wir fordern mehr Geld, Personal und bessere Arbeitsbedingungen für den Sozial- und Erziehungsbereich. Essenzielle Sorgearbeit gehört in die Mitte der Gesellschaft. Informationen zur Tarifrunde finden Sie hier unter http://www.mehr-braucht-mehr.verdi.de/ und http://www.gew.de/wir-sind-die-profis.Um die Situation für alle, Beschäftigte und Nutzer*innen, zu verbessern, bringen wir diese Forderungen an allen Verhandlungstagen laut und deutlich auf die Straße. Genau dafür brauchen wir SIE.
Für uns steht fest,
dass nach wie vor zu wenig Geld und Personal in den sozialen Bereich fließt. Dies steht einer guten Arbeit im Weg. Nicht nur Angestellte, sondern auch Eltern, Kinder, Jugendliche, Menschen, die flüchten mussten, oder Menschen ohne festen Wohnsitz sind davon betroffen. Im Kindergarten und in der Kita arbeiten Erzieher:innen und anderes Fachpersonal, die für Ihre Kinder wichtige Bezugspersonen werden und für Sie eine wichtige und gute Unterstützung bei der Betreuung und Erziehung bieten. Sie verbringen sehr viel Zeit mit mit ihnen, spielen mit ihnen, sorgen für sie, fördern sie, sind tatkräftige Ansprechpartner:innen und haben einen Blick für deren Bedürfnisse entwickelt. Wir brauchen sowohl einen fairen Lohn als auch gut ausgestattete Arbeitsplätze und gute Arbeitsbedingungen um so arbeiten zu können, wie Ihre Kinder und Sie es verdient haben. Aktuell werden Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst nicht so gut bezahlt wie uns unsere Arbeit mit Ihren Kindern und zu Ihrer Unterstützung wert ist. Mit einer fairen Bezahlung und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen… … tun wir etwas gegen den aktuellen Mangel an Fachkräften. … vermeiden wir die Einstellung von Aushilfen, die keine Fachkräfte sind. … ermöglichen wir Betreuungszeiten, auf die Sie sich verlassen können. Keine Notgruppen mehr! … sichern wir uns die Zeit, in der wir auch aufwendigere Aktivitäten mit den Kindern unternehmen können. … haben wir genug Zeit, um die Kinder auch individuell zu fördern. … vermeiden wir, dass wir zu erschöpft für die Arbeit sind, die uns wichtig ist. … haben wir mehr Zeit für fachlichen Austausch und können an Fortbildungen teilnehmen. … können wir politisch für unsere Rechte, gute Bildung und Betreuung Ihrer Kinder kämpfen.
Für den Terminkalender: Eine weiteren Aktionstag wird es am 8. März dem Internationalen Feministischen Kampftag geben.
Der Beitrag liegt nicht in Schriftform vor, ist aber beim RDL-Beitrag in teilen zu hören.
Rede Johannes
Rede für Beschäftigte in der Sozialarbeit der freien Träger Mein Name ist Johannes Dilger, ich arbeite als Sozialarbeiter bei einem freien Träger der Wohlfahrtspflege, wie das so schön heißt. Bei uns wird seit Jahren untertariflich bezahlt, mit auch aus diesem Grund, da es keinen Tarifvertrag bei uns gibt. Arbeitsverträge werden einzelvertraglich ausgehandelt. Dem Kollegium bleibt undurchsichtig, was die oder der einzelne verdient. Da es keinen Tarifvertrag gibt, gibt es keine regelmäßigen Lohnerhöhungen. Es bleibt dem Arbeitgeber überlassen, je nach wirtschaftlicher Lage, sie auszuschütten oder eben auch nicht. Für unseren Träger sind die Sparbeschlüsse des Gemeinderats vom April schmerzlich. Wenn diese nicht gekippt werden für das nächste Haushaltsjahr kann das bedeuten, auf eine Lohnerhöhung in 2022 verzichten zu müssen. Andere soziale Träger in Freiburg arbeiten mit Tarifvertrag. Aber auch diese sind von den Sparbeschlüssen des Gemeinderats betroffen. Bei ihnen verdichtet sich die Arbeit, es werden Stellenprozente runtergefahren oder Stellen einfach nicht besetzt. Dies spüren die Kunden oder Adressat*innen. Ihnen kann weniger Aufmerksamkeit geschenkt werden. In Coronazeiten stehen aber unsere Kunden vor besonders großen Schwierigkeiten. Es kam zu Arbeitsplatzverlust, Abschiebung drohte. Es kam zu Schicksalsschlägen, die verarbeitet werden mussten. Und das in einer Zeit, in der sich die Behörden oftmals abgeschottet haben. Dienstleistungen jeder Art wurden heruntergefahren und die Erreichbarkeit auf telefonische oder digitalen Zugang reduziert. Wir als direkte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner mussten das oftmals ausbaden. Das war erhöhter Stress. Kein Wunder, dass viele von uns über die bald zwei Jahre Corona psychisch an ihre Grenze kamen. Zusätzlich war die Angst da, sich durch direkten Kundenkontakt selbst an Corona anzustecken. Wir hätten mehr an gesellschaftliche Anerkennung verdient. Das müsste sich auch in sicherem Lohnzuwachs und besseren Arbeitsbedingungen niederschlagen. Deshalb sind wir hier. Wir fordern von den Gemeinderätinnen und – räten bei den Haushaltsberatungen nicht nur das Markenzeichen Green City im Blick zu haben. Es kann nicht sein, dass in Coronazeiten die Schuldentilgung der städtischen Finanzen wichtiger ist als die Ausstattung im Sozialbereich. Vielen Dank
Rede FAU
Letzte Woche haben sich Menschen vom Solibündnis Sozial- und Erziehungsdienst mit der Frage an uns gewendet, was die Corona-Kürzungen konkret für uns bedeuten. Bevor ich diese Frage beantworte, möchte ich gedanklich erstmal einen Schritt zurückgehen und rekapitulieren, dass die Situation in den Kitas schon vor Corona äußerst schwierig war. Schon als ich 2012 die Ausbildung zum Erzieher begonnen habe, hat in den Kitas Personalmangel geherrscht. Seitdem hat sich daran nichts verbessert. Jahr für Jahr analysiert die Bertelsmann-Stiftung die Qualität in deutschen Kitas und kommt jedes Mal aufs Neue zu dem Ergebnis, dass zu viele Kinder von zu wenigen Fachkräften betreut werden, die auch noch zu einem nicht unerheblichen Teil nicht einmal über eine ausreichende Qualifikation verfügen. Und selbst wenn eine Fachkraft noch so gut ausgebildet ist: „Wenn sie sich um zu viele Kinder kümmern muss, kann sie maximal eine Betreuung gewährleisten“ (1), sagt Anette Stein, die Bildungsexpertin bei der Bertelsmann-Stiftung ist. Sie sagt außerdem, dass gegen den Personalmangel „ein Bündnis aus Bund, Länder, Kommunen, Trägern und Gewerkschaften benötigt wird, die nicht nur für eine gute Ausbildung und attraktive Arbeitsbedingungen sorgen, sondern auch für eine angemessene Bezahlung.“ (2) Das ist also erst einmal der Hintergrund, vor dem wir das ganze Thema betrachten müssen. Schon vor Corona haben Erzieher:innen nicht nur mit Kindern gespielt, wie sich manch einer wohl leider immer noch vorstellt. Beschäftigte in Kitas arbeiten in Baden-Württemberg nach dem dem Orientierungsplan, der sich auf §§ 22 und 22a SGB VIII, sowie auf die Grundaussage in § 1 Abs. 1 SGB VIII stützt, dass „Jeder junge Mensch […] ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit [hat].“ Das lässt sich aber eben nicht dadurch gewährleisten, dass Erzieher:innen morgens in die Kita gehen und dann spontan vor Ort gucken, was sie mit den Kindern machen. Neben der Betreuung haben wir auch einen Bildungs- und Erziehungsauftrag und um diesem gerecht zu werden, bedarf es dringend ausreichend und gesichert Vor- und Nachbereitungszeit. Ich kann euch und ihnen sagen, dass es in dieser Zeit mehr als genug zu tun gibt.
Ich liste mal eben auf, was unter anderem alles darunter fällt: • Entwicklungsgespräche vor- und nachbereiten • Berichte für Fördermaßnahmen schreiben • Beobachtungen mit entsprechenden Instrumenten dokumentieren und auswerten • Gezielte Impulse, Angebote und Projekte planen • Einkäufe des täglichen Bedarfs erledigen • Portfolioarbeit • Konzeptionsarbeit • Eine lernanregende Umgebung schaffen • Reflexion, Supervisionen und wöchentliche Teamsitzungen • Feste planen • Ausflüge planen • Fachliteratur lesen • Praktikant:innen anleiten …und vieles mehr
Zu all diesen Aufgaben kommen bei meinem Träger noch Leitungsaufgaben hinzu, weil wir in den Kitas auf einer Ebene in Leitungsteams arbeiten. Zu den typische Leitungsaufgaben gehört die Betreuung des Vormerksystems, Essensbestellung, E-Mail- und Telefonkontakt, Dienstpläne erstellen und vieles mehr… Das alles war schon vor der Pandemie in der veranschlagten Vor- und Nachbereitungszeit zeitlich schwer unterzubekommen. Seit Corona kommt nun aber noch ein Berg an weiteren Verpflichtungen hinzu. Darunter wären zum Beispiel die Poolie-Testungen, Bestellung der dafür benötigten Materialien und eine schiere Flut an Infomails, die wir regelmäßig bewältigen müssen. Als ob das nicht genug ist, ging aus einer Analyse der AOK im Zeitraum von März bis Oktober 2020 hervor, dass Kita-Beschäftigte von allen Berufsgruppen am häufigsten krankheitsbedingt im Zusammenhang mit Covid-19 an ihrem Arbeitsplatz gefehlt haben. Noch vor Beschäftigten im Gesundheitsbereich. (3) Das ist also der Kontext in welchem der Gemeinderat Kürzungen im Sozial- und Erziehungsdienst beschlossen hat. Das ist nichts anderes als ein herabwürdigender Schlag ins Gesicht derjenigen, die in den letzten Monaten – häufig ohne ausreichenden Gesundheitsschutz – weiterhin für ihre Zielgruppen da waren und so auch gewährleistet haben, dass die Stadt Freiburg durch die Arbeitskraft der Eltern von Steuereinnahmen profitieren konnten. Jetzt noch kurz konkret zu meiner persönlichen Wahrnehmung der Kürzungs-Auswirkungen: In der Krabbelgruppe Mooswald haben wir zwei Gruppen, bei denen uns im Zuge der Kürzung der Verfügungszeit von 20 auf 18% zusätzlich jeweils 5 % vom Personalschlüssel gekürzt wurden. Statt 320 % pro Gruppe haben wir jetzt 315 % pro Gruppe. Das sind pro Woche knapp 1,5 Stunden Arbeit am Kind und 0,5 Stunden Verfügungszeit nach alter Verrechnung, die uns zusätzlich zur individuellen Kürzung der Verfügungszeit fehlen und die wir pro Gruppe kompensieren müssen. Die Kürzung der Verfügungszeit bedeutet für mich mit einer Stelle von 80 %, dass ich seit September statt knapp 25 Stunden am Kind und 6:25 Stunden Verfügungszeit pro Woche nun 25,5 Stunden am Kind und 5:65 Stunden Verfügungszeit habe. Das führt zu einer spürbaren Arbeitszeitverdichtung und damit zu einem noch höheren Arbeitsbelastung als vorher. Ich habe mehr Arbeitszeit am Kind und weniger Zeit, diese vor- und nachzubereiten, worunter zwangsläufig die Qualität der Arbeit am Kind leidet. Die Aufgaben, die ich in meiner Verfügungszeit zu leisten habe, haben sich währenddessen natürlich nicht verringert. Das ist alles in der verkürzten Verfügungszeit nicht mehr zu leisten, die ja schon vor Corona nicht ausreichend war. Das führt dazu, dass zwangsläufig Arbeit liegen bleibt, während Frustration und Krankheitsausfälle zunehmen und die Erschöpfung steigt. Wir spüren die steigende Arbeitsbelastung täglich am eigenen Leib und letzten Endes trifft die unverantwortliche Entscheidung des Gemeinderats auch die betreuten Kinder und deren Familien, die der ganzen Situation wehrlos ausgeliefert sind. Für die Familien ist das eine Zumutung. Auch sie bekommen die prekäre Lage zu spüren, weil viele ständig mit der Unsicherheit leben müssen, dass in der Kita Personalmangel herrscht, die Gruppen unterbesetzt sind und zeitweise oder sogar ganz schließen müssen und die Eltern die Betreuung ihrer Kinder spontan organisieren müssen. Insgesamt kann ich nur feststellen, dass der Gemeinderat mit seiner Corona-Kürzung ein verheerendes Signal ausgesendet hat, das komplett in die falsche Richtung geht. Mit dieser Entscheidung haben sie einen systemrelevanten Beruf, der dringend aufgewertet werden muss, noch unattraktiver gemacht. Schönen Dank auch! Oder besser gesagt: Danke für nichts! Da fällt mir noch ein, dass wir schon seit Monaten mit Personalengpässen zu kämpfen haben und ich und viele andere Kolleg:innen nun schon 50 Überstunden und mehr angesammelt haben. Wann die abgebaut werden sollen ist für uns ein Rätsel. Angesichts der nun wohl sprudelnden Steuereinnahmen kann ich nur hoffen, dass der Gemeinderat sich der Auswirkungen seiner beschämenden Entscheidung klar wird und sie schnellstmöglich rückgängig macht! Wenn nicht muss er sich die Frage gefallen lassen, wie wenig ihm die Zukunft der Kinder in Freiburg wert ist. (1) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/kitas-plaetze-personal-mangel-studie-bertelsmann-100.html (2) https://www.deutschlandfunk.de/bertelsmann-studie-zu-grosse-kita-gruppen-und-zu-wenig-100.html (3) https://aok-bv.de/presse/pressemitteilungen/2020/index_24186.html
Peter Sand (Mitglied der Tarifkommission Bund/Kommunen der GEW)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freundinnen und Freunde,
ich spreche als Mitglied der Tarifkommission Bund/Kommunen der GEW. Als GEW-Mitglieder erklären wir uns solidarisch mit dem heutigen Protest im Sozial- und Erziehungsdienst. Bei den Tarifverhandlungen im Herbst 2020 hat die Arbeitgeberseite mit dem Argument „Die Kassen sind wegen Corona leer“ deutliche Lohnerhöhungen verhindert. Aber selbst das bescheidene Tarifergebnis war der Stadt Freiburg zu viel. Deshalb wurden die Zuschüsse auf dem Niveau von 2020 eingefroren. Jetzt ist doch deutlich mehr Geld da als gedacht. Trotzdem ist keine Weitergabe der Tariferhöhungen vorgesehen. Das ist skandalös! Und es ist ein fatales Signal an die Träger: Wer nach Tarif zahlt, ist selber schuld! Ich finde es unerträglich, dass in Sonntagsreden immer wieder betont wird, wie wichtig z.B. die Arbeit im Sozial- und Erziehungsdienst ist. Und faktisch wird gekürzt, die Bezahlung bleibt bescheiden und die Arbeitsbedingungen werden verschlechtert. Das passt nicht zusammen! Die aktuelle Haltung der Kommune macht deutlich, dass wir harten Zeiten entgegensehen. Die Kosten der Corona-Krise sollen sichtlich von den Beschäftigten bezahlt werden. Aber verschlechterte Arbeitsbedingungen im Sozial- und Erziehungsdienst bedeuten auch schlechtere Bedingungen für die Nutzer*innen, also bspw. für die Kita-Kinder und deren Eltern oder für die Menschen, die die Unterstützung durch Soziale Arbeit benötigen. Auch sie zahlen die Zeche für diese Sparpolitik. Über mögliche Folgekosten wird nicht gesprochen.
Dabei wissen wir doch schon lange: Falsch gespart, kommt richtig teuer!
Natürlich sehen wir die angespannte Finanzlage der Kommunen. Aber die Konsequenz muss doch heißen: die Kommunen müssen finanziell besser ausgestattet werden. Ansonsten drohen Verteilungskämpfe. Dann werden bspw. der Klimaschutz und die Interessen der Beschäftigten gegeneinander ausgespielt. Aber eine solche Strategie nützt letzten Endes weder dem Klimaschutz noch den Beschäftigten. Das ist doch kein tragfähiges Konzept für die Zukunft.
In diesem Sinne appellieren wir an die Kommune und die Fraktionen im Gemeinderat: Setzt ein Zeichen an die Träger und Beschäftigten und gebt den Zuschuss mit der Tarifersteigerung endlich weiter! Setzt Euch dafür ein, dass die Kommunen besser ausgestattet werden. Nervt Eure Parteien auf der Landes- und Bundesebene. Macht Druck nach oben, nicht nach unten!
Aber Apelle allein werden nicht ausreichen! Auch wir müssen Druck machen! Schließen wir uns zusammen! Organisieren wir uns in Gewerkschaften, in Betriebsgruppen oder in Solibündnissen! Lassen wir nicht locker! Machen wir deutlich, dass wir Einsparungen nicht akzeptieren!
Und die nächste Tarifauseinandersetzung im SuE steht vor der Tür. Ab Januar 2022 wird ein neuer Tarifvertrag verhandelt. Und auch in dieser Auseinandersetzung werden wir deutlich machen: Der SuE muss finanziell stärker unterfüttert werden im Interesse aller! Sparen akzeptieren wir nicht! Das ist Politik von gestern! Wir brauchen aber eine Politik für die Zukunft! Eine Zukunft, in der alle ein gutes Leben haben!
In diesem Artikel wollen wir die nächsten Tage Stück für Stück Einblicke, Statements veröffentlichen welche Auswirkung die Corona-Kürzungen auf den Sozial- und Erziehungsbereich haben. Wenn ihr auch von den Auswirkungen berichten wollt, schreibt uns eine Email! Und am Dienstag 14.12. 15.30 Uhr auf die Straße „Weg mit den Kürzungen im Sozialbereich!“
Erste Bericht: Die Kürzung der Vorbereitungszeit bei gleichzeitig gestiegenem Mehraufwand ist wie ein Schlag ins Gesicht
Anna schreibt uns: Bevor ich auf meine subjektiven Erfahrungen und Gedanken zur verkürzten Vorbereitungszeit zu sprechen komme, möchte ich ein paar Zeilen voranstellen.
Der Orientierungsplan Baden-Württemberg stützt sich auf §§ 22 und 22a SGB VIII, sowie auf die Grundaussage in § 1 Abs. 1 SGB VIII, dass „Jeder junge Mensch […] ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit [hat].“
Um diese Ziele – mithilfe einer guten und vertrauensvollen Erziehungspartnerschaft mit den Eltern – zu erreichen, braucht es mehr als einen ‚Dienst am Kinde‘, der reinen Beaufsichtigung von Kindern. Eine hochqualitative Pädagogik für die Jüngsten unserer Gesellschaft zu gewährleisten, bedarf zwingend einer gesicherten und ausreichenden Vor- und Nachbereitungszeit, um Entwicklungsgespräche vor- und nachzubereiten
Berichte für bspw. weitere Fördermaßnahmen zu schreiben
Beobachtungen mit entsprechenden Instrumenten zu dokumentieren und auszuwerten
gezielte Angebote und Projekte zu planen
Einkäufe des täglichen Bedarfs zu erledigen
Portfolioarbeit zu machen
lernanregende Umgebungen mit neuen Impulsen zu schaffen
die eigene pädagogische Arbeit zu reflektieren
wöchentliche Teambesprechungen und Supervisionen zu
Feste zu planen
Ausflüge zu planen
Fachliteratur zu lesen (ein Stillstand ist in der Pädagogik immer ein Rückschritt)
Tür- und Angelgespräche mit den Eltern zu führen
Kooperationen einzugehen und zu pflegen
zukünftige Fachkräfte qualitativ anzuleiten
und vieles mehr
Seit Anbeginn der Pandemie stieg – aus meiner Sicht – die Aufgabenliste der Vor- und Nachbereitungszeit sogar noch an: Die Poolie-Testungen vor- und nachbereiten, deutlich gestiegenen Mailverkehr auffangen, alle externe Kontakte präventiv erfassen und dokumentieren, Feste anders und spontan umplanen, vermehrten und pandemiebedingten Bedarf an Hygieneartikel einkaufen, Notfallbetreuungen planen und koordinieren (samt Kontakt zu Kindern, die während der Shutdowns daheim waren, pflegen), geänderte Corona-Verfassungen des Bundesministeriums lesen und deren Umsetzung absprechen und vieles mehr.
Folglich empfinde ich die Kürzung der Vorbereitungszeit bei gleichzeitig gestiegenem Mehraufwand wie ein Schlag ins Gesicht. Die Pandemie verlangt von mir als pädagogische Fachkraft – nebst einem tagtäglich unzureichenden Schutz (u.a. keine mir bekannten Impftage bzw. -aktionen für Fachkräfte) – noch mehr an Leistung ab, die letztlich wieder Überstunden zur Folge hat. Diese wiederum abbauen zu können, gestaltet sich als schwierig, da Personalmangel und zusätzlicher Mehraufwand. Es wirkt wie ein Teufelskreis.
Summa summarum wird eine Verkürzung der Vorbereitungszeit nicht nur langfristig zu einem Qualitätsverlust der Bildungs-, Beziehungs-, Erziehungs- und Betreuungsarbeit, sondern ebenfalls zu einem weiteren Anstieg des Fachpersonalmangels aufgrund der eher niedrigen Berufsattraktivität (Stichwort: Lohn, gesellschaftliche Anerkennung, Ausbildungsbedingungen und nun auch Kürzungen!) führen.
Zweiter Bericht: Durch Corona haben wir einen so starken Anstieg an Papierkram, … als Belohnung wird dann die Vorbereitungszeiten gekürzt und zusätzlich 10% vom Stellenschlüssel geklaut
Ananda schreibt uns: Also wir merken die Auswirkungen in der Vorbereitungszeit (die ca. 1 Stunde pro Stelle gekürzt wurde), da wir vorne und hinten nicht mit unseren Aufgaben hinkommen. (Wir arbeiten in Leitungsteams, das bedeutet wir haben keine Leitung, sondern machen alles selbst, bis auf die Gehaltsabrechnungen). Es fehlt eh schon an Zeit für alle Dinge die anfallen, allein durch Corona haben wir einen so starken Anstieg an Papierkram und Dingen die erledigt werden müssen, das die „normalen“ Dinge kaum noch zu schaffen sind. Und als Belohnung für noch mehr Arbeit, werden uns dann die Vorbereitungszeiten gekürzt und zusätzlich 10% vom Stellenschlüssel geklaut. Auch die fehlenden 10% merken wir extrem. Im Alltag, da die Arbeitsschichten sich gerade so abwechseln und wenn Leute krank sind, immer jemand eine Doppelschicht von ca. 9 Stunden am Stück machen muss. Pausen sind bei Krankheitsausfällen fast nicht möglich, da Kollegen dann unter Umständen mit 20 Kindern alleine sind. Und jedesmal Praktikanten oder Eltern einzusetzen ist im Moment sowieso nicht möglich, aufgrund der wirklich sehr hohen Corona Zahlen. Dann soll auch noch mit den Kindern pädagogisch nach dem Orientierungsplan gearbeitet werden, was aber niemand mehr schafft vorzubereiten. Es ist einfach dramatisch und kein Zustand auf Dauer! Eigentlich bräuchten wir eher mehr Vorbereitungszeit, da leider auch wichtige Dinge liegen bleiben. Wir versuchen seid einem Jahr an der Konzeption zu arbeiten, schaffen es aber nur sehr zäh, in Minischritten, weil alle so kaputt sind. Unsere Überstunden bewegen sich bei ca. 60, durch Krankheitsausfälle aber kaum abbaubar.
Eigentlich bräuchten wir eher mehr Vorbereitungszeit, da leider auch wichtige Dinge liegen bleiben.
Dritter Bericht: „Wir wollen keinen Applaus. Rückt die Kohle raus!“
„Einige kritische Erzieher*innen“ schreiben uns: Die Kürzung der Verfügungszeit hat erst mal keine Auswirkungen auf die Arbeitszeit am Kind (Betreuungszeit). Sie wirkt sich somit zunächst ausschließlich auf unsere Vor- und Nachbereitungszeit (bisher 20% unserer bezahlten Arbeit) aus.
Diese 20% wurden nun von der Stadt Freiburg/ Gemeinderat auf 18% gekürzt. D.h. bei 75 Minuten Verfügungszeit täglich, wäre das eine Kürzung um knapp 8 Minuten bezahlter Tätigkeit pro Tag.
Da unsere Tätigkeit allerdings stark vom persönlichen Engagement (24/7 Job) jeder/s Einzelnen geprägt ist und lebt (z.B. regelmäßige Kommunikation mit Eltern auch nach Dienstschluss und am Wochenende, Vor- und Nachbereitung von Angeboten, Dokumentationen, Gespräche und Treffen mit Kolleg*innen, Vorbereitung und Planung von Kita-Festen, etc.) und somit nicht mit einer Stechuhr abgerechnet werden kann, ist es nahezu unmöglich die tatsächlichen Auswirkungen (Arbeitsverdichtung) in Arbeitszeit und Lohnverlust zu beziffern. Anders gesagt, die Kürzungen werden uns nicht direkt auffallen, solange wir diese nicht proaktiv versuchen würden auszugleichen. Wir könnten z.B. die Entscheidung treffen, ein Kita-Fest weniger im Jahr zu feiern und uns dadurch die Vorbereitung und Durchführung eben diesem zu ersparen. Oder wir könnten die gekürzte Verfügungszeit auch damit ausgleichen, dass wir den Stellenanteil unserer Krankheits- und Urlaubsvertretung kürzen (Nicht-Besetzung von Stellenanteilen). Dies kann dann zur Folge haben, dass aufgrund von Personalmangel (z.B. durch Krankheitsfälle) vorgenommene Kürzungen der Betreuungszeit die Regel werden. Beide Fälle würden dann auch zu Lasten der Kinder und ihrer Eltern gehen.
Was aber entscheidender ist, welches Signal die Stadt Freiburg mit ihrer Kürzungspolitik an die Beschäftigen im Sozial- und Erziehungsdienst sendet. Dieses hat fatale Auswirkungen auf unser Engagement: „Es fühlt sich einfach nicht gut an!“, „Führt zu Resignation.“, „Die Freude am Job geht verloren!“, „Entwertet unsere Tätigkeit als Erzieher*innen!“
Diese Kürzungen auf unserem Rücken und dann auch noch während der Coronapandemie durchzuführen, welche selbst zu einem stark gestiegenen Organisations-, Verwaltungs- und Kommunikationsaufwand geführt hat (weniger vergütete Zeit für mehr Aufgaben) und zudem ein erhöhtes Gesundheitsrisiko für uns darstellt, ist ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigten.
Es ist eigentlich eine „Frechheit“, dass die Care-Beschäftigten in Freiburg die Corona-Krisenkosten zu zahlen haben und vor dem Hintergrund eines riesigen Fachkräftemangels zudem verantwortungslos!
„Wir wollen keinen Applaus. Rückt die Kohle raus!“
Vierter Bericht: 5 mal 2% sind dann halt auch 10 % die fehlen
Rosalba schreibt uns: Wir sind eine eingruppige Kita unser Team besteht im Moment aus 5 Leuten, eine von uns ist nicht fest im Team, also nur als Krankheitsvertretung da und wird im August gehen müssen. Die Kürzungen haben für uns zur Folge, dass jede/r von uns auf 2% der Vorbereitungszeit verzichten musste – was erstmal keine große Konsequenzen hatte. Jedoch hat unsere Kita insgesamt 10% vom gesamten Kontingent verloren, so dass wir ab September eine Person weniger im Team haben werden. Die Arbeitgeberin schreibt nämlich keine Stelle mit weniger als 50% aus – wenn die Krankheitsvertretung geht (ihre Prozente werden ohne Vorbereitungszeit gerechnet, daher ist sie im Moment eine gute Unterstützung, wird aber vom Träger anders gebraucht) werden wir dünn besetzt sein – was mit viel Stress und Belastungen verbunden ist, z.B. bei Krankheitsausfällen…
Die Situation ist eine eindeutige Verschlechterung – die auf unsere Kosten geht, denn mit einer Person mehr haben wir bisher einiges an Ausfällen kompensieren können…
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